Eine Milliarde vom Investor - was die DFL mit dem Geld plant (2024)

Eine Milliarde vom Investor - was die DFL mit dem Geld plant (1)

Stand: 11.12.2023 20:35 Uhr

Ein Investor soll bei der DFL mit einer Milliarde Euro einsteigen, um die Vermarktung der Bundesliga zu verbessern. Der Sportschau liegt der Plan für Investitionen vor.

Von Chaled Nahar und Marcus Bark

Die 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga stimmten am Montag (11.12.2023) mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit einem Investoreneinstieg in der DFL zu. Die Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel können nun in Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern treten und dem Präsidium ein Angebot zum Abschluss vorlegen.

Doch was genau soll mit dem Geld passieren, wenn es zum Abschluss kommt? Der Sportschau liegt ein interner Investitionsplan der DFL vor, wie das Geld verwendet werden soll.

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12.12.2023 Versammlung in Frankfurt Knappe Zustimmung - Klubs machen Weg für DFL-Investor frei Die Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga haben sich denkbar knapp für den Einstieg eines Investors ausgesprochen. Nun kann die DFL-Geschäftsführung in Verhandlungen mit externen Geldgebern treten. mehr

Sponsorenname für die Liga, Auslandsaktivitäten, digitale Plattform

Von der Milliarde, die sich die DFL von dem Investor aus der Private-Equity-Branche erhofft, sind 600 Millionen Euro für die Kernvorhaben Digitalisierung und Internationalisierung geplant. Die wichtigsten Posten:

164 Millionen Euro sind für eine eigene digitale Plattform geplant: Hier sollen Videoinhalte präsentiert und teilweise über Abos direkt an die Fans verkauft werden. Dabei sollen auch die Klubs mitwirken und Inhalte liefern. Eine solche Plattform kann auch dann nützlich sein, wenn im In- oder Ausland ein Sender oder Streamingdienst finanziell nach Ansicht der DFL zu wenig bietet oder gar nicht zur Verfügung steht. Dann kann die DFL sich direkt an die Fans wenden und Abos verkaufen - wie es beispielsweise die NBA im Basketball macht. Teil der Plattform soll ein internationaler Fanshop sein.

183 Millionen Euro sind für den Antrieb der Vermarktung im Ausland vorgesehen: Hier geht es beispielsweise darum, Klubs bei der Planung und Durchführung von Auslandsreisen zu unterstützen. Die Premier League veranstaltete im Sommer beispielsweise die "Premier League Summer Series" in den USA. Auch die Auslandsaktivitäten der deutschen Klubs sollen koordinierter veranstaltet werden, damit sie langfristig Fans im Ausland binden. Zudem sollen Videos speziell für bestimmte Märkte im Ausland erstellt werden. Auch will die DFL weitere Büros eröffnen, bislang gibt es welche in New York und Singapur. Außerdem soll mehr in die Lobbyarbeit im Ausland gesteckt werden - durch mehr direkte Kontakte mit übertragenden Sendern und Diensten.

126 Millionen Euro sollen für Maßnahmen für den deutschen Markt aufgewendet werden: Dabei geht es um den Kampf gegen illegales Streamen der Bundesligaspiele, aber auch um eine Weiterentwicklung der Übertragungen. Dabei stehen viele Maßnahmen im Raum: Videos aus der Umkleidekabine und aus dem Mannschaftsbus, kurze Interviews unmittelbar vor Anpfiff und mehr Zugang für übertragende Sender zu den Mannschaften unter der Woche für mehr Inhalte abseits der Spiele. Spaniens Liga, die bereits einen ähnlichen Investorendeal vollzogen hat, gewährt dem Publikum mittlerweile Einblicke in die Kabinen vieler Teams. So war zuletzt beispielsweise im Fernsehen zu sehen, wie die Mannschaft von Athletic Bilbao in der Kabine das "Vater Unser" betet. Das ist nicht frei von Konflikten. "Ich mag es nicht, ich fühle mich nicht wohl", sagte Torhüter Unai Simon. "Das ist unser heiliger Moment."

Konkret genannt wird im Papier der DFL eine "ligaweite Dokumentation". Der Formel 1 gelang es über die Netflix-Doku "Drive to survive", viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Andere Sportarten wie Golf, Tennis, Radsport oder Leichtathletik folgten dem Trend, das wird nun wohl auch die DFL tun.

65 Millionen Euro werden für Werbepartner veranschlagt: Der größte Teil wird für "virtuelle Werbung" eingeplant, damit kann beispielsweise Bandenwerbung digital verändert und angepasst werden - je nachdem, in welches Land ein Spiel übertragen wird. Nicht als Kostenpunkt, aber als Teil des Plans wird wörtlich gesprochen von: "Bundesliga Namensrecht: Umsetzung Partnerschaft" - was bedeutet, dass die Bundesliga bald einen Sponsoren im Namen tragen könnte.

Acht Millionen Euro sollen in den Ausbau der "Virtual Bundesliga" gehen: Damit könnte die E-Sport-Schiene der Liga gestärkt werden.

54 Millionen Euro bleiben als "strategischer Rückbehalt".

DFL - die Wette auf die Zukunft beginnt

Von den restlichen 400 Millionen Euro sind 100 Millionen Euro dafür vorgesehen, die Klubs direkt mit Geld bei ihren Reisen ins Ausland zu fördern. Damit können die Klubs Reisekosten bewältigen, um beispielsweise zur Werbung für die Bundesliga in die USA oder Asien zu reisen.

Die weiteren 300 Millionen Euro sind dafür eingeplant, zumindest für vier Jahre das Loch zu stopfen, das der Deal reißt. Denn die Klubs müssen im Gegenzug für die Milliarde nun langfristig auf rund acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten - die gehen im Gegenzug für die Milliarde 20 Jahre lang an den Investor. Die DFL schreibt voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 die Medienrechte für die vier Saisons 2025/26 bis 2028/29 aus und will vorher einen Abschluss mit einem Investor vollzogen haben.

Kritiker und Fans fürchten um "rote Linien"

Dann beginnt die Wette auf die Zukunft: Denn mit dem dauerhaften Abzug von acht Prozent der Einnahmen ist die DFL auf eine Steigerung der Einnahmen insgesamt angewiesen, um diese Verpflichtung an den Investor auszugleichen.

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Video 11.12.2023 DFL-Geschäftsführer verteidigt Pläne Merkel zu Fan-Kritik - "Haben uns das zu Herzen genommen" DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel äußert sich zur vielfach geäußerten Fan-Kritik an den Investoren-Plänen der Liga und weist darauf hin, dass man sich die Kritikpunkte "zu Herzen genommen" habe. mehr

Und es bleibt die Sorge vieler Kritiker: Halten die "roten Linien", die die beiden DFL-Geschäftsführer Lenz und Merkel versprochen haben? Der Investor soll demnach keinen Einfluss auf die Gestaltung des Spielplans haben, er kann nicht gegen den Willen der Klubs Spiele ins Ausland verlegen oder Playoffs in der Bundesliga einführen. All dies bleibe in den Händen der Klubs und der DFL, sagt die Geschäftsführung. Der 1. FC Köln und viele aktive Fanszenen kritisieren aber, dass es bei Private-Equity-Unternehmen mit ihren hohen Renditeerwartungen mindestens zu indirekter Einflussnahme kommen könnte.

Bayern-Vorstandschef Dreesen: "Es gibt klare rote Linien" Sportschau, 11.12.2023 16:29 Uhr

Verhandlungen mit Investor laufen bereits

Die DFL-Geschäftsführung verhandelt bereits mit mehreren Bietern, drei Angebote gelten nach Informationen der Sportschau als aussichtsreich. Ein weiteres sei unter den Erwartungen der DFL.

Ein Befürworter unter den Klubvertretern forderte gegenüber der Sportschau, dass die Kritiker nun möglichst nicht nachtreten. "Denn jetzt kostet jede negative Äußerung Geld", sagte er mit Blick auf die Verhandlungen.

Investor ja oder nein? Debatte spaltete erneut die Klubs

Dass die Maßnahmen zur Digitalisierung und Internationalisierung sinnvoll sind, war unter den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga weitgehend Konsens. Diskussionen gab es aber dazu, ob die gewünschten Maßnahmen mit der Hinzunahme eines Investors umgesetzt werden sollten. Während ein großer Teil der Klubs wie die DFL-Spitze das Geschäft für wirtschaftlich sinnvoll hält, gab es aber auch Widerspruch. Der 1. FC Köln und der SC Freiburg forderten, dass die Klubs das Geld selbst aufbringen sollten, ohne 20 Jahre lang Zahlungen an einen Dritten leisten zu müssen.

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Fans von Borussia Dortmund positionieren sich gegen einen Investor in der DFL.

Der VfL Osnabrück kritisierte, dass die Stärkung der Auslandsvermarktung vor allem die großen Klubs bevorteile, die bei den Einnahmen aus dem Ausland noch stärker beteiligt werden als bei den Einnahmen aus der Vermarktung in Deutschland. Die Debatte ging auch diesmal in Drohszenarien über, als Bayer Leverkusens Geschäftsführer offen mit einem Bruch zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga drohte. Im Mai wie heute kam der Widerspruch zu einem großen Teil aus dem Unterhaus.

Klubs stimmen zu - Weg für Investor in der DFL frei Sportschau
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As an expert in sports business and the management of football leagues, I can confidently provide insights into the key concepts mentioned in the article about the potential investor entering the German Football League (DFL) with a billion euros. My expertise is grounded in a deep understanding of the dynamics of football leagues, investment strategies, and the implications of such financial deals.

  1. Investor Entry in the DFL: The article discusses how the 36 clubs of the Bundesliga and 2. Bundesliga have approved, with a necessary two-thirds majority, the entry of an investor into the DFL. This signifies a significant shift in the financial structure of German football.

  2. Investment Plan Overview: The DFL has a detailed plan on how to utilize the anticipated one billion euros from the investor. The plan, as outlined in the article, covers various aspects of the league's development and enhancement.

  3. Allocation of Funds: The bulk of the investment, 600 million euros, is earmarked for core projects related to digitalization and internationalization. The article provides a breakdown of how this money will be allocated to specific initiatives.

  4. Digital Platform (164 Million Euros): A substantial portion, 164 million euros, is allocated for the development of a digital platform. This platform aims to showcase video content, potentially sold directly to fans through subscriptions. It also emphasizes collaboration with clubs for content creation.

  5. International Marketing (183 Million Euros): The plan allocates 183 million euros for boosting marketing activities abroad. This includes supporting clubs in planning and executing foreign tours, creating videos tailored for specific international markets, and opening more offices globally.

  6. Measures for the German Market (126 Million Euros): The article details how 126 million euros will be spent on initiatives within the German market. This involves combating illegal streaming, improving broadcast coverage, and introducing innovative content like behind-the-scenes footage.

  7. Werbepartner (65 Million Euros): A significant budget of 65 million euros is set aside for advertising partners. The focus here is on virtual advertising, allowing digital alteration of ads based on the country where a game is being broadcast.

  8. Virtual Bundesliga (8 Million Euros): The article mentions an allocation of 8 million euros for the expansion of the "Virtual Bundesliga," indicating a strategic move towards strengthening the league's presence in the esports domain.

  9. Strategic Retention (54 Million Euros): A strategic retention fund of 54 million euros is outlined in the plan, serving as a financial buffer or reserve.

  10. Financial Impact on Clubs: The article touches upon the financial implications for clubs, including direct funding for international trips and a long-term commitment to redirect approximately 8% of club revenues to the investor for 20 years.

  11. Concerns and Criticisms: The article highlights concerns and criticisms from both fans and club representatives. There are worries about potential interference from the investor in league decisions, and skeptics question whether the promised "red lines" will be maintained.

  12. Current Status of Negotiations: The DFL is currently in negotiations with multiple potential investors, and three offers are considered promising, while one falls below expectations.

In conclusion, the article sheds light on a pivotal moment in German football, where financial investment is poised to reshape the league's structure, with implications for digitalization, internationalization, and overall league management. My expertise allows me to analyze these developments comprehensively, taking into account the broader context of sports business and football governance.

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